Project Eaden

Project Eaden bringt Fleischersatz auf Markt

Der Berliner Foodtech-Spezialist Project Eaden hat drei Jahre nach Gründung seine ersten veganen Fleischalternativen mit authentischer Fleischtextur via REWE und die Schweizer Coop am Markt plaziert. Die aus Pflanzenprotein hergestellten Produkte erhalten durch eine aus der Textilindustrie stammende Fasertechnologie eine fleischähnlich Textur.

ANZEIGE

Unter der Marke LEKKA vermarktet das Team um den Materialwissenschaftler Dr. David Schmelzeisen und Ex-Zalando-Manager Jan Wilmking zunächst drei verschiedene pflanzliche Schinkenalternativen und eine Bratwurstalternative mit echter Fleischtextur. Möglich macht dies eine aus der Textilindustrie abgeschaute Fasertechnologie.

Dabei werden essbare Proteinfasern mit einem Durchmesser von 0,2 Millimetern gesponnen, die in Struktur und Textur tierischem Fleisch ähneln. Diese Fasern werden dann zu Fasersträngen gebündelt, die wie Muskelstränge wirken, und mit pflanzlichen Fetten kombiniert, um ein realistisches Fleischimitat zu erzeugen. Die Technologie ist laut den Gründern „kostengünstig, hochgradig skalierbar und ermöglicht die Herstellung von veganem Fleisch mit realistischer Textur und Optik“ sowie einem cholesterinfreien Nährwertprofil.

Im Juni 2022 sicherte sich Project Eaden in einer Seed-Finanzierungsrunde 8 Mio. Euro, angeführt von Creandum, mit Beteiligung von Magnetic, Atlantic Food Labs, Shio Capital, Trellis Road und verschiedenen Business Angels und stockte diese im Dezember 2022 um weitere 2,1 Mio. Euro auf. Dies reichte aus, die Technologie zunächst weiterzuentwickeln und eine Produktionslinie zu etablieren.

Ursprünglich lag der Unternehmensfokus auf pflanzlichen Steaks. Mit einer von Planet A und der REWE Group angeführten 15 Mio. Euro-Serie-A-Finanzierung mit Beteiligung des Deeptech & Climate Fonds schwenkte das Unternehmen im Februar 2025 aber auf pflanzlichen Koch- und Rohschinken um – allein in Deutschland ein 2 Mrd. Euro-Markt.

Laut REWE-Group soll LEKKA „durch ein volles Aroma, ein ansprechendes Erscheinungsbild und eine Struktur, die authentisch an echten Schinken und echte Würstchen erinnert“ überzeugen.

Basis des Fleischersatzes ist  eine Mischung aus pflanzlichem Weizen-, Erbs- und Ackerbohnen-Protein. REWE bewirbt die Produktserie als nachhaltig und ballaststoffreich. „Im Gegensatz zu vielen verarbeiteten Wurstprodukten sei LEKKA frei von Nitraten sowie Cholesterin. Die Produktion komme ohne den Einsatz von Antibiotika und tierischen Hormonen aus.

Dazu kommt nach Angaben von Project Eaden ein deutlich geringerer Ressourcen- und Platzbedarf bei der Herstellung. Um ein Kilo ihrer Fleischalternative herzustellen, würden bis zu 20 kg CO₂-Emissionen eingespart, der Wasserverbrauch um bis zu 56 m³ und der Flächenverbrauch um 20 m² reduziert. so das Unternehmen. Glaubt man einer YouGov-Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2023, haben 51% der Befragten zumindest einmal vegane Wurst oder Schinken gekostet, 25% konsumierten nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Kearney aus dem Jahr 2021 wöchentlich einmal pflanzliche Wurst. Legt man die Nachhaltigkeitsdaten von Project Eaden zugrunde, könnte der Konsum pflanzlicher Wurst demnach helfen, 6.750 Tonnen CO₂, 3.750 m³ Wasser wöchentlich und eine Fläche von 135.000.000 m2 einzusparen. Dieser Berechnung ist der wöchentliche Wurstkonsum von 27.000.000 kg in Deutschland aus dem Jahr 2023 zugrunde gelegt.

Clément Tischer, Head of Foodtech REWE Group, zeigte sich begeistert von der aktuellen Markteinführung: “LEKKA ist kein Ersatz – es ist ein Upgrade. Was Project Eaden hier liefert, zeigt, was FoodTech heute kann: authentisch, technologisch durchdacht und sehr lecker. Genau solche Produkte gehören in den Alltag – damit aus Ausprobieren ganz schnell Begeisterung wird.”

Bereits im September hatte das Berliner Foodtech-Unternehmen Formo Bio GmbH ebenfalls via REWE den weltweit ersten Frischkäse auf den Markt gebracht, der aus Proteinen des Fadenpilzes Koji hergestellt wird. Das Unternehmen arbeitet weiter an einem Verfahren, das Pilzprotein per Präzisionsfermentation in Braukesseln herzustellen. Da dieses vermutlich noch kosteneffizienter und nachhaltiger hergestellte Produkt allerdings wie Vitamine oder Aromen in Mikroorganismen hergestellt wird und als Novel Food gilt, müssen die Verbraucher noch bis zu vier Jahre darauf warten.

Ein Grund ist das langwierige und willkürliche EU-Zulassungsverfahren, das vier- bis fünfmal länger dauert als in den USA oder Singapur und jenseits des Nachweises der Lebensmittelsicherheit davon abhängt, ob die zuständigen Repräsanten der EU-Mitgliedstaaten Novel Food befürworten oder nicht. Italien, Rumänien, Österreich und Polen lehnen diese Produkte grundsätzlich ab, um Konkurrenz zur Landwirtschaft zu vermeiden, was die Vermarktung der in Europa erdachten Produkte im EU-Binnenmarkt erschwert.

Weshalb die rekombinante Herstellung von Lebensmittelinhaltsstoffen wie Vitaminen nicht unter die Novel-Food-Verordnung fällt, die Produktion von Fleischersatz aber schon, ist sachlich betrachtet nicht ersichtlich, da dieselben Verfahren genutzt sowie die 100%-ige Gentechnik-Freiheit der Produkte für die Inhaltsstoffe seit Jahrzehnten bestätigt ist und der Nachweis für Proteinalternativen sich in nichts davon unterscheidet.

Angesichts des trockensten Mais seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 f0rdert die Bundesregierung eine Proteinstrategie, die auch moderne, zunächst künstlich erscheinende Produktionsverfahren einschließt. Strategisch steht trotz Vorbehalten in Teilen der Bevölkerung der Resilienzgedanke dahinter: Nehmen die Ernten ab, ist auch die Produktion pflanzlichen Fleisches bedroht. Innovative Foodtech-Unternehmen wie die österreichische Arkeon Biotechnologies oder die finnische Solar Foods Oy nutzen dagegen das Klimagas CO2, um es mit Hilfe des Sonnenlichtes oder Windenergie in Aminosäuren und Proteine zu verwandeln.

SIE MÖCHTEN KEINE INFORMATION VERPASSEN?

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter